Die Inneneinrichtung.

Es ist schon beschrieben worden, welche Teile im Inneren aus der alten Kirche in die jetzige übernommen wurden: Das Kruzifix und der Taufstein. Diese Gegenstände sind als Zubehör später erst „wiederentdeckt“ worden. Sie kamen nicht unmittelbar herüber, woraus wir schließen können, wie gründlich man sich die Erneuerung gedacht hatte. - Natürlich besteht die Aneignung oder die Annahme einer Kirche durch die Gemeinde nicht allein in der feierlichen Einweihung. Eine Gemeinde verändert sich mit den Generationen und so auch ihr Geschmack, ihre Vorlieben und Bedürfnisse. Das ist ein immerwährender Prozess, der niemals aufhört. Wir erkennen diesen Vorgang übrigens noch stärker in jedem Wohnhaus oder Wirtschaftsgebäude. So ist auch in der Kirche immer wieder geändert worden, hinzugefügt, entfernt, umgestellt, „verbessert“, was die Nachfolgenden vielleicht als Verschlechterung einordnen.

Der Altar

Der Altar besteht aus einem aus Sandstein gemauerten und dann verputzten Sockel. Die Altarplatte blieb unverputzt. Es ist in jüngerer Zeit üblich geworden, diese nicht mehr mit Tüchern voll zu überdecken, sondern den Rand der Platte frei hervortreten zu lassen. (Es bedeutet dies eine Erinnerung an den alttestamentlichen Opferstein.)
Die von Frese in der Chronik (Seite 67) nachzulesende Beschreibung bezieht sich auf einen Aufbau, der wahrscheinlich erst nachträglich angefertigt wurde, aber heute wieder entfernt ist. Anlass dieses Aufbaus war die Stiftung des ölgemäldes „Die Himmelfahrt Christi“. Dieses wurde geschaffen von einem Finanzrat Dreves in Arolsen, dem Vater des Wellener Pfarrers Ulrich Dreves (Wellen 1879-1917) Es ist heute an der Südwest-Wand der Kirche über der Empore angebracht.

Der Umbau - besser der „Rückbau“ - des Altars geschah aus Anlass einer Größeren Renovierung samt Umbau der Kirche in den sechziger Jahren der Nachkriegszeit. Diese änderung wurde veranlasst durch die Aufstellung der berühmten Barockkanzel des Meisters Wolrad Brützel und durch die Aufwertung des geschnitzten Kruzifix aus dem 15.Jahrhundert, welches an dieser Stelle seinen gebührenden Platz als Mitte der Liturgie und des christlichen Bekenntnisses einnimmt.

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Alte Innenansicht der Wellener Kirche (Chorraum)

Die Kanzel

Die ursprüngliche Kanzel stand an derselben Stelle wie die heutige. Es handelte sich bei ihr um eine sorgfältige Schreinerarbeit ohne künstlerischen Anspruch; sie wurde von einer Säule getragen. Frese (Chronik S.65) erwähnt eine zweite, niedrige Kanzel für nicht schwindelfreie Prediger auf der gegenüberliegenden Seite vor der „Sakristei“. Dieselbe ist heute wieder verschwunden.

Die „Sakristei“

Rechts an der Wand des Chorraums, unmittelbar hinter der oberen Stufe, war der Pfarrstand angeordnet, eine Art Kammer, die dem Pfarrer vorbehalten war. Es handelte sich um ein etwas über zwei Meter hohes, nach oben offenes „Abteil“. Im unteren Teil war es aus Holz, im oberen aus verglastem Holzgitter gefertigt. Die Tür befand sich auf der Rückseite. Alte Photographien lassen diesen Zustand noch erkennen. Auch dieser Einbau wurde bei der erwähnten Renovierung entfernt.

Die Orgel

Sie wurde wenige Jahre nach Einweihung der Kirche, nämlich im Jahre 1852, durch die Orgelbauwerkstatt Vogt in Korbach erbaut. Die Chronisten Frese beschreiben sie in der Chronik auf Seite 67. Die Mechanik ist in der sog. „Schleifladentechnik“ ausgeführt, einer uralten Bauweise, die auch heute noch - neben dem Gebrauch der Elektrik und Elektronik - die Grundlage aller Orgelbaukunst darstellt. Allerdings hat das Werk in der letzten Nachkriegszeit einen wesentlichen Umbau durch die Orgelbauwerkstatt Lötzerich aus Ippinghausen erfahren. Es wurde gründlich überholt und sein weicher, rauschender Klang den heutigen, an der Barockzeit orientierten Vorstellungen entsprechend umgewandelt. Es klingt nunmehr in deutlich voneinander abgesetzten Registern und klaren Tönen.

Leider stehen im sog. Prospekt, das ist die erste (Sicht-)Reihe des Werkes, immer noch die im Jahre 1931 beschafften Zinkrohre. Diese waren Ersatz für die im ersten Weltkrieg zu Kriegszwecken abgelieferten Zinnpfeifen. Lehrer Friedrich Frese berichtet hierüber ausführlich in der Chronik (Seite 67/68). Eine Wiederbeschaffung mit dem üblichen Zinnmaterial würde dem Instrument einen unvergleichlich schöneren Glanz in Klang und Aussehen verleihen.

Bis in die 50er Jahre unseres Jahrhunderts wurde die Orgel mit Wind aus den fußgetretenen Bälgen versorgt. Heute bedient man sich ohne Nachteil für den Klang eines elektrischen Gebläses.
(Der alte Blasebalg ist nach wie vor in Gebrauch und befindet sich auf dem Kirchenboden, damit seine Geräusche den Gottesdienst nicht stören. Man nutzt diese alten Einrichtungen weiter, damit der durch den Motor erzeugte Winddruck nicht unmittelbar in die Pfeifen bzw. die Windladen geleitet wird. Der Blasebalg bildet so eine Art Polster, welches die Unregelmäßigkeiten der Druckverhältnisse ausgleicht.)

Die Grafenbank

Wie früher schon erwähnt, war Wellen Patronatsgemeinde. Das Patronat wurde von den Grafen Waldeck zu Bergheim ausgeübt. Das Amt, das auch das Recht enthielt, einen Besetzungsvorschlag zu machen, wenn ein neuer Pfarrer bestimmt werden musste, ist heute erloschen. Zu den Pflichten des Patrons gehörte es auch, Beiträge zu Bau und Besserung der Kirche zu leisten. Es ist anzunehmen, dass die Gemeinde beim Neubau der Kirche vom Patron einen Zuschuss, vielleicht auch in Form von Material wie z.B. Holz, erhalten hat. Jedenfalls hatte er auch das Recht, am Heiligen Abendmahl der Gemeinde jederzeit teilzunehmen, was sich damals nicht von selbst verstand wie heute.

So hat man ihm eine besondere Bank gewidmet, in der niemand anders sitzen durfte. Sie bot drei Plätze und steht noch heute rechts unterhalb des Chorraumes in der ersten Reihe des Seitenblocks. Das Schnitzwerk der Rückenlehne lässt die Besonderheit dieser Plätze noch erkennen. Ursprünglich war das Gesangbuchbrett kunstvoll ausgeformt: Für die drei Plätze war je eine Erweiterung angebracht, sodass der Benutzer einen flachen Kasten von vielleicht 20 mal 30 cm vor sich hatte, der in der gleichen Neigung wie das Buchbrett angebracht war. Er war mit einer Glasscheibe geschlossen. Darunter befand sich eine Bildstickerei mit einem Abendmahlskelch. Diese Kästen sind heute entfernt.