Die heutige Kirche

Über ihre Entstehung wissen wir recht gut Bescheid durch die Aufzeichnungen der beiden Lehrer Frese in ihrer Chronik. Der Vater Eduard Frese hat um 1880 mit seiner Arbeit an der Ortsgeschichte begonnen und sich am Anfang seiner Dienstzeit als Ortsfremder kundig gemacht. Er konnte noch vieles von Zeitzeugen erfahren. Die Originalakten dagegen sind nicht mehr auffindbar. Im Pfarrei-Archiv werden entsprechende Dokumente nicht geführt, denn der Kirchbau wurde damals von der politischen Gemeinde ausgeführt. Eine Menge von Gemeinde-Akten müssen 1945 im damaligen Amtsraum des Bürgermeisters in der Schule verbrannt sein. Das Staatsarchiv Marburg hat keinen entsprechenden Bestand und auch im Archiv des Landeskirchenamtes in Kassel finden sich keinerlei schriftliche Unterlagen.

Der verstorbene Pfarrer Herbert Baum aus Bad Wildungen hatte eine Urkunde ausfindig gemacht, die in der o.a. Festschrift auf den Seiten  40-42 wiedergegeben ist. Es handelt sich um ein Doppel des bei der Grundsteinlegung eingemauerten Dokumentes. Diese Abschrift war Pfarrer Baum aus dem Akten im Schloss zu Bergheim, dem Sitz der ehemaligen Patrone der Kirche Wellen, zugänglich gemacht worden. Sie ist verschollen, jedoch in der Beilage „Mein Waldeck“ der Waldeckischen Landeszeitung und in der Festschrift zur 1200-Jahr-Feier Wellen wiedergegeben.

Rechts unterhalb der Kirchentreppe im Sockel des Bauwerks befindet sich die vom Steinmetz gemeißelte Entstehungszeit: 1846 1849.

Ein großer Teil der Steine wurde am Schleifstein gebrochen. Der Südwest-Abhang dieses Wellener „Hausberges“ weist entsprechende Spuren auf, die noch heute deutlich zu erkennen sind. Offenbar war dieser Stein jedoch nicht fest genug, um Tür- und Fenstergewände herzustellen. So holte man zusätzlich noch Material aus einem Geismarer Steinbruch. Wir können davon ausgehen, dass der Transport des Materials mit örtlichen Pferde-Fuhrwerken bewerkstelligt wurde.

Man stellte das Gebäude quer zu einem im Dorf auslaufenden Bergvorsprung der oberen Trift. Der Untergrund besteht aus einem verhältnismäßig weichen Buntsandstein, wie er auf dem Wege zur hintersten Trift gut erkennbar ist. Die Längsachse der Kirche verläuft nun nicht in herkömmlicher Ausrichtung von West nach Ost, sondern von Nordwest nach Südost. Jedenfalls wollte man einen repräsentativen Bau errichten, der dem ankommenden Besucher des Dorfes von jeder Seite her ins Auge fallen sollte.

Das Gebäude.

Der Eindruck der Großzügigkeit bestätigt sich auch dem Näherkommenden: Ein deutlich in drei Teile gegliederter, hoher Bau mit Chor, Schiff und Turm, eine von drei Seiten zu besteigende Freitreppe, große Rundbogenfenster, die von Gauben unterbrochene südwestliche Dachfläche des Schiffes!

Die weiträumigen Abmessungen des Gebäudes lassen auch im Inneren erkennen, dass man die Zeiten der Enge und vielleicht auch der Dunkelheit in der früheren Kirche hinter sich lassen wollte. Nach der Chronik Frese wurde der ursprüngliche, von der Behörde genehmigte Bauriss des Bauinspektors Curtze aus Arolsen von der Gemeinde eigenmächtig dahingehend geändert, dass man dem Schiff noch einen großen Chor oder Altarraum anfügte.

Obwohl das Gebäude keine besonderen Stilmerkmale aufweist, ist ein in seiner Schlichtheit und Größe beeindruckendes Gotteshaus entstanden.