Inventar

Es soll an dieser Stelle auch von verschiedenen Teilen berichtet werden, die noch der alten Kirche zugehört haben, nach einer Unterbrechung aber in der heutigen Nachfolge-Kirche wieder verwendet worden sind.

Der Taufstein der Wellener Kirche (Foto: Hubert Hahn 1987)
 Der Taufstein

Er ist mit Sicherheit der älteste Gegenstand der heutigen Kirche. Seine Entstehungszeit wird vor dem Jahr 1300 vermutet. Vielleicht ist er auch noch älter. Wenn es in Wellen tatsächlich drei Kirchen gegeben hat, dann ist er vermutlich so alt wie alle zusammen. Er ist als Tauchbecken ausgebildet, was auf die älteste Zeit einer örtlichen Kirchengemeinde oder Pfarrei hindeutet. Man tauchte in der ersten Zeit bei der Taufe die Kinder vollständig unter. Das Wasser wurde mit einigen erhitzten Ziegelsteinen erwärmt, die man auf den Boden des Beckens legte.

Beim ersten Kirchenbau hatten vermutlich Taufstein und Altar für die Begründer der christlichen Gemeinde Vorrang gegenüber einer Kanzel oder einem Versammlungsraum. So ist es möglich, dass dieser Stein die älteste kirchliche Geschichte in unserem Ort repräsentiert.

Die Grundform des Steines ist das Achteck, das in der Kirchbau-Geschichte eine uralte Tradition besitzt. Alt ist an ihm allerdings nur der Kelch oder das Becken, während der Fuß bei der Neuaufstellung im Jahre 1953 gearbeitet wurde. Man sieht dem Taufstein an, dass er schon Zeiten erlebt hat, da mit ihm unsanft umgegangen wurde. Stücke vom oberen Rand sind weggebrochen, insgesamt wirkt er angeschlagen und abgenutzt. Das geschah natürlich nicht bei den Taufen, sondern bei Transporten und Umstellungen.
Beim Abbruch der vorigen Kirche scheint die Gemeinde ihn für überflüssig erachtet zu haben und nicht mehr passend für eine schöne, neue Kirche. Er wurde an den damaligen Hof Seibel (heute Heidl) verkauft, wo er seitdem als Vorratsbehälter im Stall diente. Vielleicht wollte man ihn auch nicht ganz verkommen lassen und hob ihn deswegen irgendwie auf. Bei dem Wiederaufbau des betreffenden Gehöfts nach dem Brand von 1945 wurde er „wiederentdeckt“ und im Jahre 1953 seiner alten Bestimmung zugeführt. Man versah ihn, wohl wegen seines schadhaften Aussehens, mit einem braunen Anstrich.

Am 30.August 1953 wurde der Sohn Ernst-Georg des damaligen Hauses Reinhardt (Bräutigam/Seibel) als Erster aus dem neuaufgestellten Stein getauft. So fügt er sich ein in die lange Wellener Geschichte. Er hat in besonderer Weise mit den vielen Generationen der Einwohnerschaft „Berührung“ gehabt.

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 Kruzifix in der Wellener Kirche Foto: Hubert Hahn 1987
 Das Kruzifix

Diese Schnitzerei stammt ebenfalls aus der alten Kirche. Ihre Entstehung wird auf die Zeit vor 1500 geschätzt. Denkbar wäre immerhin, dass sie nach dem Brand von 1510 entstanden ist. Vielleicht wurde sie der Gemeinde Wellen damals von anderer Stelle geschenkt oder verkauft.

Dieses Kunstwerk ist im Laufe der Jahrhunderte stark beschädigt worden, sodass z.B. die Arme des Corpus (Körper) ersetzt werden mussten.

Es ging dem Kruzifix ähnlich wie dem Taufstein: Er sollte nicht in die neue Kirche von 1849 übernommen werden. Es wurde auf dem Boden des Greben (Bürgermeisters) Friedrich Meuser (Stiegel-Meuser) verwahrt und kam erst später wieder zu Ehren. Man brachte es an der rechten Wand des Chorraumes an, wo es bis zu einer der Kirchen-Instandsetzungen der 1960er Jahre blieb. Erst dann kam es an den ihm gebührenden Platz über dem Altar, an dem es gemäss unserem christlichen Bekenntnis im Gottesdienst stehen muss.

Das Epitaph des Pfarrers Abel

Dieser Toten-Gedenkstein war ursprünglich im Inneren der früheren Kirche angebracht und wurde dann in der nordöstlichen Außenwand der neuen Kirche eingemauert.

Timotheus Abel war Pfarrer in Wellen von 1594 bis 1614. Victor Schultze berichtet u.a.[1] von einer überlieferung, nach der Abels Frau mit den Kindern beim überqueren der Eder umgekommen sei. Das obige Grabdenkmal könnte diese Nachricht bestätigen. Abel lässt es im Jahre 1614 anfertigen. Auf der rechten Bildhälfte sind offenbar verstorbene Kinder im frühesten Kindesalter als Wickelkinder dargestellt. Sie mögen den Eltern früher gestorben sein. Die Personen auf der linken Seite tragen Kleidung und sind mehr oder weniger herangewachsen. Jedenfalls leben sie im genannten Jahre nicht mehr.

Die Kirchenuhr

Es soll auch von ihr kurz berichtet werden, obwohl sie nicht mehr im Gebrauch ist. Sie steht immer noch als rostiges, altes Werk aus geschmiedeten Eisenteilen auf dem Kirchenboden. Aber wahrscheinlich ist sie in der neuen Kirche nicht mehr in Betrieb gewesen. Varnhagen berichtet auch von ihr als einem Bestandteil der alten Kirche. Sie hat für das Dorf die Stunden angeschlagen und vermutlich auf einem Zifferblatt am Turm auch angezeigt.

 



[1] Geschichtsblätter für Waldeck Band 31/32, Seite 57. - Vgl. auch Hans Rudolf Ruppel in den Geschichtsblättern Band 87/1999, Seite 186-197.